Eine absolute Mehrheit der Russen befürwortet inzwischen den Krieg in der Ukraine. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Berliner Meinungsforschungsunternehmen Pollytix und Moweb. 57 Prozent gaben demnach an, «für das aktuelle militärische Eingreifen Russlands in der Ukraine» zu sein. Das sind neun Prozentpunkte mehr als bei einer Befragung Anfang März.
Methodik: Ausgewertet wurde eine Online-Umfrage mit mehr als 1'500 Russen zwischen dem 31. März und 6. April. Die Daten wurden dann gemäss der amtlichen Statistik gewichtet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die russische Bevölkerung mit einer maximalen Fehlertoleranz von 2.5 Prozentpunkten.
Männer befürworten den Krieg dabei tendenziell häufiger als Frauen. Bei Älteren ist die Zustimmung zudem grösser als bei jungen Erwachsenen. Auch in der Gruppe der 18- bis 39-Jährigen liegt sie allerdings inzwischen bei 50 Prozent. Das sind 13 Prozentpunkte mehr als noch Anfang März.
Zugleich ist das Vertrauen in den russischen Präsidenten Wladimir Putin sogar leicht gestiegen. Auf die Frage, wie vertrauenswürdig er sei, antworteten nun 75 Prozent mit eher oder sehr vertrauenswürdig. Das ist eine Steigerung um vier Prozentpunkte.
Frauen finden Putin dabei tendenziell eher vertrauenswürdig als Männer, zwischen den Altersgruppen gibt es kaum messbare Unterschiede.
Extrem grosses Vertrauen in der Bevölkerung geniesst das russische Militär mit 83 Prozent. Russische Medien (58) und das Staatsparlament Duma (55) schneiden vergleichsweise schlechter ab.
Schuld an der Eskalation des Konflikts in der Ukraine haben nach Meinung der Hälfte der Russen die USA. Dabei wächst das Feindbild von Amerika unter jungen Erwachsenen besonders schnell. Inzwischen sehen auch 43 Prozent der 18- bis 39-Jährigen die Vereinigten Staaten als Kriegsauslöser, zehn Prozentpunkte mehr als zu Beginn des militärischen Konflikts.
Das Ansehen Deutschlands hat in den vergangenen Wochen stark gelitten. Eine eher gute oder sehr gute Meinung von Deutschland haben der Umfrage zufolge nur noch 43 Prozent der Russen, sieben Punkte weniger als zuletzt. Eine so starke Verschlechterung in der öffentlichen Meinung wurde ansonsten nur bei Frankreich gemessen.
Dass Putins Propaganda erfolgreich ist, zeigen auch weitere Daten. Den folgenden Aussagen stimmte jeweils mehr als die Hälfte der Befragten zu:
Es sind drei der vorgeschobenen Gründe Russlands für den Krieg. Das Urteil der Meinungsforscher ist daher eindeutig: «Die mediale Propaganda sowie deutlich verschärfte Repressalien gegen abweichende Meinungen spiegeln sich auch im Meinungsbild der russischen Bevölkerung.»
Sie betonen zudem, dass diesmal mehr Russen eine eindeutige Meinung äusserten, der hohe Anteil an Unentschlossenen aus der ersten Umfrage Anfang März sei deutlich gesunken. Geblieben sei einzig die Tendenz, dass bei den Jüngeren unter 39 Jahren immer noch die meisten Gegner des Krieges zu finden sind.
(lr,t-online )